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Kronen Zeitung

vor 8 Stunden
SK Sturm GrazFC Red Bull Salzburg

„KRONE“ HAT DIE ZAHLEN

Salzburg agiert nur noch finanziell wie Topklub

Christoph Nister

Sportlich wartet der FC Red Bull Salzburg seit 2023 auf einen Titelgewinn. In der jüngeren Vergangenheit hat der SK Sturm Graz dem einstigen Serienmeister den Rang abgelaufen. Finanziell agieren die Bullen indes immer noch in einer eigenen Liga, wie die neuen Finanzkennzahlen beweisen.


Die glorreichen Zeiten, in denen die Bullen über die Konkurrenz auf den Fußballplätzen dieses Landes hinwegfegten, sind schon eine Weile her.

Zuletzt musste man im Titelkampf in der Bundesliga zweimal in Folge Sturm Graz das Feld überlassen. Im Cup ist es sogar ein Jahr länger her, dass man die Siegertrophäe am Ende der Saison gen Himmel strecken durfte.

Salzburgs Umsatz 2024/25 betrug 156,7 Millionen Euro
Die Rivalen auf nationaler Ebene haben den einst enormen Rückstand nicht nur Schritt für Schritt verkleinert, sondern sind teilweise sogar sportlich an den Bullen vorbeigezogen. In Sachen Finanzen hingegen kann dem Klub aus der Mozartstadt weiterhin niemand das Wasser reichen.

Mit einem Umsatz von 156,7 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2024/25 agiert Salzburg monetär weiterhin in einer eigenen Liga. Zwar blieb man hinter dem Rekordjahr 2022/23 (186,82 Mio. €), überflügelte allerdings etwa die Saison 2021/22, als man in der Champions League sensationell das Achtelfinale erreichte. Der Gewinn nach Steuern beträgt rund 2,8 Millionen Euro.

„Damit haben wir unsere Position als wirtschaftlich führender Klub in Österreich weiter festigen können. Deshalb sind wir mit diesem Ergebnis in Summe zufrieden, wenngleich man berücksichtigen muss, dass das eine Saison ist, in die die Champions League ebenso mit einfließt wie die Klub-WM“, erklärt Geschäftsführer Stephan Reiter im Gespräch mit der „Krone“.

Transfers von Nene und Gloukh nicht berücksichtigt
Während Transfers, die vor der Klub-WM getätigt wurden, etwa die Verpflichtungen von Jacob Rasmussen und Frans Krätzig, bei den aktuellen Finanzkennzahlen bereits berücksichtigt sind, fehlen beispielsweise die Einnahmen aus dem Verkauf von Spielern wie Dorgeles Nene oder Oscar Gloukh. Die genannten Transfers finden erst für das Geschäftsjahr 2025/26 Berücksichtigung.

Reiter stellt zudem klar: „Wir haben 2024/25 erstmals mehr in den Kader investiert, als wir durch Transfererlöse eingenommen haben.“ Der Herr der Bullen-Zahlen ergänzt: „Mit der Klub-WM und der Champions League sind die Personalkosten im Vergleich zu den Saisonen davor wieder angestiegen.“

Lijnders-Verpflichtung war ein teurer Spaß
Der Kader war in der Vorsaison größer als üblich, auch die Prämien fielen aufgrund der Klub-WM hoch aus. Hinzu kommt: Im Vorjahr kam mit Pep Lijnders ein neuer Trainer, der nicht ganz billig war. Das betrifft das Gehalt des nach einem halben Jahr gefeuerten Niederländers, aber auch die vielen Betreuer, die er mitbrachte, sowie Spieler, die er unbedingt wollte. Bestes Beispiel ist Bobby Clark, der knapp zwölf Millionen Euro Ablöse kostete, die Erwartungen aber nicht ansatzweise erfüllen konnte.

Salzburgs ehemaliger Geschäftsführer Sport Rouven Schröder hatte während seiner kurzen Amtszeit alle Hände voll zu tun, den Kader zu verkleinern und Flops an den Mann zu bringen. Bei einigen ist ihm das gelungen, bei anderen nicht.

„Mit den aktuellen Parametern schwer möglich“
Wie sieht Reiter den Verein für die Zukunft aufgestellt? „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, vor allem dann wieder für die neue sportliche Geschäftsführung, den FC Red Bull Salzburg so aufzustellen, dass er auch in einer Europa League-Saison kostendeckend wirtschaften kann. Mit den aktuellen Parametern ist das schwer möglich.“

Entscheidend dabei sind die Erfolge auf europäischer Ebene sowie die Höhe der Transfererlöse. „Wenn ich nach vorne schaue, sind wir in einem wirtschaftlich sehr herausfordernden Umfeld, für uns als Klub und auch für die Liga insgesamt“, stellt Reiter klar. Die vergangenen Jahre, in denen man Stammgast in der Champions League war, wirken sich finanziell weiterhin aus. „Wir haben dadurch hohe Abschreibungen und hohe Kaderkosten im sportlichen Bereich. Daher gilt es den Verein so auszurichten, dass er weiter auf gesunden Beinen steht.“

Bild: Andreas Tröster

Reiter: „Müssen Brötchen backen, die zur Performance passen“
Seit Reiters Amtsantritt Anfang 2017 erwirtschafteten die Bullen stets einen Gewinn. Nun scheint es, als müsse Salzburg künftig kleinere Brötchen backen müssen. „Wir haben eine außerordentlich hohe Eigenkapitalquote von 71 Prozent. Deshalb würde ich das so nicht sagen“, entgegnet der 54-Jährige. „Wir müssen die Brötchen backen, die zu unserer Performance und Ausrichtung passen.“

In dieser Saison etwa gab es bislang vier Niederlagen in fünf Europa-League-Spielen, wodurch es auch kaum Prämien von der UEFA gibt. Hinzu kommt, dass der Marktwert der Spieler in der Königsklasse deutlich schneller steigt als in der Europa League. Aufgrund des Rückfalls von Österreich in der Fünfjahreswertung wird die Teilnahme eines heimischen Klubs in der Champions League deutlich unwahrscheinlicher.

„Ich habe auch in den erfolgreicheren Zeiten immer gesagt, dass das miteinander kommunizierende Gefäße sind. Wenn du sportlich hinter deinen Möglichkeiten bleibst, hat das auf einen längeren Zeitraum auch wirtschaftliche Auswirkungen. Und man muss ganz klar sagen, dass wir alle miteinander nicht zufrieden sind angesichts dessen, was wir investieren“, spricht Reiter Klartext.

"Man muss ganz klar sagen, dass wir alle miteinander nicht zufrieden sind angesichts dessen, was wir investieren."Salzburgs Geschäftsführer Stephan REITERfan.at quote icon

In Absprache mit Jürgen Klopp und Mario Gomez
Die Wahl des neuen Sport-Geschäftsführers ist daher umso wichtiger. Einen neuen Stand wollte Reiter diesbezüglich aber nicht vermelden. „Da hat sich wenig verändert, außer, dass wir über Andreas Schicker nicht mehr spekulieren brauchen. Wir sprechen mit mehreren Kandidaten und sind in engem Austausch mit unserem Vorstand sowie mit Jürgen Klopp und Mario Gomez, auf deren Expertise wir nicht verzichten. Wir wollen einen sportlich Verantwortlichen, der mit Freude und Überzeugung unsere Möglichkeiten nutzt.“ Ob dies intern oder extern ist, wollte Reiter nicht kommentieren.

Offen ist auch seine eigene Zukunft. Sein Vertrag läuft im kommenden Jahr aus. Der Salzburger betont, dass ihm sein Job nach wie vor großen Spaß mache, „auch wenn die letzten Jahre sehr herausfordernd und intensiv waren“. Sein Fokus gelte aktuell der Suche nach einem Schröder-Nachfolger. „Meine persönlichen Themen stelle ich hinten an. Ich bin mir aber sicher: Wenn wir alle wollen, werden wir rasch eine Lösung finden.“


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